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Ehrwürdig: GSU wäre 70 Jahre alt geworden
- von GSU History
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- 24 Sept., 2020
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Der aktuelle Monat steht ganz im Zeichen der Aufstellung der ehemaligen German Security Unit (GSU), die zum 1. September 1950 errichtet wurde und somit ihren 70. „Geburtstag“ feiern würde.
Der September hat bei den früheren Angehörigen der einstigen GSU noch heute eine große Symbolkraft, steht doch der letzte Tag des Monats für die Demobilisierung der Einheit, die viele der heute noch lebenden Ex-Guards 1994 selbst erlebt haben.
Doch 2020 gilt es insbesondere, an die Aufstellung der Einheit zu erinnern: Der damalige Watchmen´s Service der German Service Organisation Berlin wurde zum 1. September 1950 errichtet, allerdings noch unter Befehlsgewalt und Aufsicht des 1. Korps der Rheinarmee. Doch rechtlich war dieser Schritt angreifbar, denn Großbritanniens Berlin Brigade war bis in die 1980er Jahre formal kein Teil der British Army of the Rhine (BAOR).
In Zusammenarbeit mit dem National Army Museum konnte inzwischen auch die Frage des heiklen Unterstellungsverhältnisses geklärt werden: Mit der Neustrukturierung der German Civil Labour Organisation (GCLO) im Oktober 1950 wurden in der gesamten Britischen Zone Westdeutschlands mehrere Wachtmen´s Service-Einheiten beim Heer und bei der Royal Air Force aufgestellt. Diese unterstanden dem BAOR-Hauptquartier im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen, das von Generalleutnant Charles Keightley befehligt wurde.
Das 1. Korps der Rheinarmee wiederum übte die Fachaufsicht über die Berlin Brigade aus, die allerdings wegen alliierten Rechts organisatorisch unabhängig agierte. Dennoch: auch in Berlin sollte eine Wachtman-Einheit errichtet werden.
Geschichtlich war das 1. Korps ohnehin etwas Besonderes: Als Großverband der Britischen Streitkräfte gehörte es mit einem elementaren Teil zur Northern Army Group (NORTHAG), einem Zusammenschluss mehrerer westeuropäischer Heeresverbände. Allerdings bildete auch hier die etwa 3.000-Mann-starke Berlin Brigade eine Ausnahme, die ebenfalls aus rechtlichen Gründen nicht zur NORTHAG gehören durfte.
1950 hatte man in Bad Oeynhausen schlichtweg alle künftigen Einheiten des Watchmen´s Service mit einem Organisationsplan zentral errichtet – auch den in Berlin. Daraus resultierte der Umstand, dass die spätere German Security Unit für wenige Wochen formal zur Rheinarmee gehörte, zu der aber die eigene Brigade nicht zählte.
Am 25. September 1950, einem Montag, überreichte der Stabschef des 1. Korps der Rheinarmee, Generalmajor Sean Burford, dem Berliner Brigadekommandeur, Brigadier David Morgan, der erst wenigen Monate zuvor das Kommando übernommen hatte, die Bestallung über die Aufstellung der Einheit. Dies geschah damals, so das Ergebnis von Recherchen, in Form einer Diplomatischen Note.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden im London-Block des Hauptquartiers der Berlin Brigade weitere Formalien, insbesondere die Namensgebung, die Stärke, die Unterbringung und letztlich das Unterstellungsverhältnis festgeschrieben.
Nach Ausarbeitung der Absprachen zwischen den Hauptquartieren in Bad Oeynhausen und Berlin, erfolgte am 18. Oktober 1950 der von Burford ausgegebene rückwirkende Befehl „Formation of Units - BAOR/42017/A(Org 1)“ zur Aufstellung des Watchmen´s Service in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Einheit noch zur German Civil Labour Organisation (GCLO), die nur wenige Tage später, am 21. Oktober, in die neu errichtete German Service Organisation (GSO) übergeleitet wurde. Sämtliche Vorplanungen waren deshalb bereits auf den neuen Namen und eine neue Struktur der Zivilbeschäftigten-Organisation ausgerichtet.
Der Verlauf der nachfolgenden Wochen liegt noch im Unerforschten. Fest steht, dass die ersten Männer des Aufbaustabes des Berliner Watchmen´s Service ihren Dienst am 16. November 1950 in Smuts Barracks aufnahmen. Unter den ehemaligen Wehrmachtsoffizieren befanden sich auch der spätere Einheitsführer Johannes Gohl sowie sein einstiger Kriegskamerad Werner Heise.
Die ersten Einstellungen und Ausbildungslehrgänge der neuen Guards wurden zum Tag der Indienststellung am 1. Dezember 1950 vorgenommen. Die Ausbildungen selbst wurden zu jener Zeit noch durch britische Soldaten gewährleistet.
Organisatorisch wurde der Watchmen´s Service zunächst keinem Regiment zugewiesen, sondern der Verwaltungsstabsstelle British Garrison Admin Unit (BGAU) unterstellt. Deren jeweiliger Leiter, grundsätzlich ein Offizier im Range eines Majors, fungierte somit als Commanding Officer. Erst 1982 erhielt die GSU mit der Eingliederung in die Royal Military Police eine feste Regimentsstruktur.
Mitte Januar 1951 übernahmen die ersten Guards (Bild: Symbolfoto, vorne links: Heinz Radtke) der in zwei Kompanien aufgestellten Einheit, die damaligen Schutzobjekte, darunter vor allem mehrere Kohlelager und das Hauptquartier in Charlottenburg.
Aus heutiger Sicht zählt der 1. September 1950 als Aufstellungstag der späteren German Security Unit und auch der 25. September zu den bedeutendsten Tagen in der Historie der Einheit. Weitere Ausführungen fließen in den künftigen Reiter „1950er Jahre“ ein, der zurzeit erstellt wird.

Heute wäre der im April verstorbene Lothar Kurzius, ehemaliger Angehöriger des 6941st Guard Battalion, 82 Jahre alt geworden.
Grund genug, dessen Grab aufzusuchen und ihn mit dem Ablegen von Blumen erneut zu ehren. Im Nachgang überreichte die Familie Kurzius nochmals zahlreiche Exponate, darunter Schirmmützen, ein Buchverzeichnis über alle Badges der britischen Streitkräfte und ein Konvolut britischer Offiziersrangabzeichen. „Vom Second Lieutenant bis zum Field Marshal ist alles dabei – selbst die entsprechenden Knöpfe und Kragenspiegel“, freut sich Projektleiter Carsten Schanz.
Kurzius, der das Projekt GSU HISTORY seit dessen Gründung intensiv unterstützte, war einer der bekanntesten Hobby-Militaria-Sammler in Berlin. Der genaue Umfang seiner Sammlung wurde umfänglich jedoch nie erfasst.
Erst Mitte Mai wurde ein großzügiger Fundusbritischer und US-amerikanischer Sammlungsstücke an GSU HISTORY sowie einen früheren Angehörigen des Guard Battalion übergeben.

Heute wäre der ehemalige Staff Superintendent 95 Jahre alt geworden. Einen Rückblick auf sein Wirken finden Sie hier.

Aus den Händen der Familie des verstorbenen Ex-Sergeants Lothar Kurzius erhielten gestern Carsten Schanz und ein Kamerad des früheren 6941st Guard Battalion einen Riesenfundus seiner militärischen Sammlung.
Dem Projekt GSU History wurde eine komplette Uniform, mehrere Uniformteile und GSU-Barette, vier Flaggen und vor allem unzählige Abzeichen zugesprochen. „Darunter viele GSU-Abzeichen und historische Insignien der einstigen Mixed Service Organisation und weitere der Rheinarmee. Sogar ein kompletter Satz der GSU-Leistungsabzeichen sowie Stoffapplikationen der früheren GSO-Mützen sind mit dabei“, freut sich Carsten Schanz. Seltenheit haben ebenfalls das GSU-Sturmfeuerzeug und eine der letzten Uniformmützen von Ex-Stadtkommandant Sir Robert Corbett, der Kurzius im Juli 2016 in seiner "Museumswohnung" besuchte.
„Alle Gegenstände, die keinen direkten Bezug zur geschichtlichen Aufarbeitung der ehemaligen German Security Unit haben, werden nunmehr einem Museum angeboten. Ich glaube, Lothar hätte sich wirklich gefreut“, so Schanz.
Kurzius war Angehöriger des 6941st Guard Battalion und begleitete das Projekt GSU History in seiner Gesamtheit alliierter Militärgeschichte in Berlin. Er starb im April im Alter von 81 Jahren.

Er ist der einzige noch lebende britische Stadtkommandant und letztlich, neben dem Franzosen François Cann (92), auch einer der beiden noch lebenden Stadtkommandanten der West-Alliierten in Berlin überhaupt: Sir Robert Corbett, der heute seinen 85. Geburtstag feiert.
Corbett übernahm 1989 das Amt des Stadtkommandanten von seinem früheren Schulkameraden Patrick Brooking (†76) im Januar 1989 und amtierte bis zur deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Abschaffung des Amtes im Oktober 1990.
In seine Dienstzeit fiel somit auch der Fall der Berliner Mauer, der historische Höhepunkt seiner 35-jährigen Dienstzeit.
Trotz einer schweren Erkrankung, genießt der Zwei-Sterne-General seinen Ruhestand mit seiner Frau Susan in einem idyllischen Dorf in Süd-England. „Es ist ein Auf und Ab, doch ein Aufgeben gibt es nicht“, so Corbett.
Weitere Informationen über Robert Corbett finden Sie hier!

Die Familie hat inzwischen ein elektronisches Kondolenzbucheingerichtet.