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Ehrwürdig: GSU wäre 70 Jahre alt geworden

Der aktuelle Monat steht ganz im Zeichen der Aufstellung der ehemaligen German Security Unit (GSU), die zum 1. September 1950 errichtet wurde und somit ihren 70. „Geburtstag“ feiern würde.
Der September hat bei den früheren Angehörigen der einstigen GSU noch heute eine große Symbolkraft, steht doch der letzte Tag des Monats für die Demobilisierung der Einheit, die viele der heute noch lebenden Ex-Guards 1994 selbst erlebt haben.
Doch 2020 gilt es insbesondere, an die Aufstellung der Einheit zu erinnern: Der damalige Watchmen´s Service der German Service Organisation Berlin wurde zum 1. September 1950 errichtet, allerdings noch unter Befehlsgewalt und Aufsicht des 1. Korps der Rheinarmee. Doch rechtlich war dieser Schritt angreifbar, denn Großbritanniens Berlin Brigade war bis in die 1980er Jahre formal kein Teil der British Army of the Rhine (BAOR).
In Zusammenarbeit mit dem National Army Museum konnte inzwischen auch die Frage des heiklen Unterstellungsverhältnisses geklärt werden: Mit der Neustrukturierung der German Civil Labour Organisation (GCLO) im Oktober 1950 wurden in der gesamten Britischen Zone Westdeutschlands mehrere Wachtmen´s Service-Einheiten beim Heer und bei der Royal Air Force aufgestellt. Diese unterstanden dem BAOR-Hauptquartier im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen, das von Generalleutnant Charles Keightley befehligt wurde.
Das 1. Korps der Rheinarmee wiederum übte die Fachaufsicht über die Berlin Brigade aus, die allerdings wegen alliierten Rechts organisatorisch unabhängig agierte. Dennoch: auch in Berlin sollte eine Wachtman-Einheit errichtet werden.
Geschichtlich war das 1. Korps ohnehin etwas Besonderes: Als Großverband der Britischen Streitkräfte gehörte es mit einem elementaren Teil zur Northern Army Group (NORTHAG), einem Zusammenschluss mehrerer westeuropäischer Heeresverbände. Allerdings bildete auch hier die etwa 3.000-Mann-starke Berlin Brigade eine Ausnahme, die ebenfalls aus rechtlichen Gründen nicht zur NORTHAG gehören durfte.
1950 hatte man in Bad Oeynhausen schlichtweg alle künftigen Einheiten des Watchmen´s Service mit einem Organisationsplan zentral errichtet – auch den in Berlin. Daraus resultierte der Umstand, dass die spätere German Security Unit für wenige Wochen formal zur Rheinarmee gehörte, zu der aber die eigene Brigade nicht zählte.
Am 25. September 1950, einem Montag, überreichte der Stabschef des 1. Korps der Rheinarmee, Generalmajor Sean Burford, dem Berliner Brigadekommandeur, Brigadier David Morgan , der erst wenigen Monate zuvor das Kommando übernommen hatte, die Bestallung über die Aufstellung der Einheit. Dies geschah damals, so das Ergebnis von Recherchen, in Form einer Diplomatischen Note.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden im London-Block des Hauptquartiers der Berlin Brigade weitere Formalien, insbesondere die Namensgebung, die Stärke, die Unterbringung und letztlich das Unterstellungsverhältnis festgeschrieben.
Nach Ausarbeitung der Absprachen zwischen den Hauptquartieren in Bad Oeynhausen und Berlin, erfolgte am 18. Oktober 1950 der von Burford ausgegebene rückwirkende Befehl „Formation of Units - BAOR/42017/A(Org 1)“ zur Aufstellung des Watchmen´s Service in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Einheit noch zur German Civil Labour Organisation (GCLO) , die nur wenige Tage später, am 21. Oktober, in die neu errichtete German Service Organisation (GSO) übergeleitet wurde. Sämtliche Vorplanungen waren deshalb bereits auf den neuen Namen und eine neue Struktur der Zivilbeschäftigten-Organisation ausgerichtet.
Der Verlauf der nachfolgenden Wochen liegt noch im Unerforschten. Fest steht, dass die ersten Männer des Aufbaustabes des Berliner Watchmen´s Service ihren Dienst am 16. November 1950 in Smuts Barracks aufnahmen. Unter den ehemaligen Wehrmachtsoffizieren befanden sich auch der spätere Einheitsführer Johannes Gohl sowie sein einstiger Kriegskamerad Werner Heise.
Die ersten Einstellungen und Ausbildungslehrgänge der neuen Guards wurden zum Tag der Indienststellung am 1. Dezember 1950 vorgenommen. Die Ausbildungen selbst wurden zu jener Zeit noch durch britische Soldaten gewährleistet.
Organisatorisch wurde der Watchmen´s Service zunächst keinem Regiment zugewiesen, sondern der Verwaltungsstabsstelle British Garrison Admin Unit (BGAU) unterstellt. Deren jeweiliger Leiter, grundsätzlich ein Offizier im Range eines Majors, fungierte somit als Commanding Officer. Erst 1982 erhielt die GSU mit der Eingliederung in die Royal Military Police eine feste Regimentsstruktur.
Mitte Januar 1951 übernahmen die ersten Guards (Bild: Symbolfoto, vorne links: Heinz Radtke ) der in zwei Kompanien aufgestellten Einheit, die damaligen Schutzobjekte, darunter vor allem mehrere Kohlelager und das Hauptquartier in Charlottenburg.
Aus heutiger Sicht zählt der 1. September 1950 als Aufstellungstag der späteren German Security Unit und auch der 25. September zu den bedeutendsten Tagen in der Historie der Einheit. Weitere Ausführungen fließen in den künftigen Reiter „1950er Jahre“ein, der zurzeit erstellt wird.




