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Patenschaft für Soldatengrab übernommen

Die Aktion gilt als Auftrag und Freundschaftsdienst zugleich: Heute hat das Zeitzeugen-Projekt GSU HISTORY die stille Patenschaft über ein Grab eines 1944 beim Luftkampf über Berlin abgeschossenen britischen Royal-Air-Force-Soldaten übernommen.
Wenn es auch keinen GSU-Angehörigen gibt, der auf dem Militärfriedhof an der Heerstraße in Berlin-Westend beigesetzt wurde, so existiert nun eine engere Verbindung zwischen der Commonwealth War Graves Commission (CWGC) und der ehemaligen German Security Unit. Bereits Anfang des Jahres stimmte die CWGC als die zuständige Verwaltungsbehörde zu und entsprach somit dem Wunsch des einstigen Verbindungsoffiziers Maurice Kent(87), der bei der GSU von 1980 bis 1985 als British Supervisory Elementeingesetzt war.
Bei den Angehörigen des 1944 gefallenen Albert Vickers handelte es sich um enge Freunde der Familie Kent. 2019 sind die letzten Verwandten von Vickers verstorben, so dass es niemanden mehr gibt, der bei einem Berlin-Besuch das Grab aufsuchen würde. Daraufhin trat Kent an GSU HISTORY heran.
Sergeant Albert Vickers diente im 514 Squadron RAF, das am 1. September 1943 innerhalb der Royal Air Force Volunteer Reserve aufgestellt wurde und war einer der ersten Flieger, die auf dem legendären Bomber des Typs Avro Lancaster II LL 625 dienten. Die Lancaster-Modelle wurden erst ab Ende 1942 durch die britische Luftwaffe eingesetzt, die durch fünf Hersteller, darunter Avro und Vickers-Armstrong produziert wurden. Bei der Namensgleichheit handelt es sich um einen Zufall.
Gemeinsam mit seinen Kameraden Philip Bennett, Jack Knights, John Laing, Charles Salt und Gerald Scott befand sich Vickers am 24. März 1944 mit seiner Lancaster als Navigator in der Luft. Sie starteten den Einsatz gegen 18:30 Uhr im bei Cambridge liegenden Waterbeach und gerieten in Deutschland unter Beschuss.
Etwa 12 Kilometer von Dessau entfernt, stürzte die Maschine am Abend ab. Vickers starb mit seinen Kameraden – heute exakt vor 77 Jahren. Er wurde nur 22 Jahre alt und hinterließ neben seinen Eltern auch seine Ehefrau Dorothy.
Der Sergeant ruht auf dem Militärfriedhof an der Heerstraße und wird nun, aus Anlass seines jeweiligen Geburts- und Sterbetages, durch GSU HISTORY mit Blumen geehrt.


Der Umfang seiner Militaria-Sammlung lässt sich kaum erahnen: Bereits zum dritten Mal wurden britische Exponate aus der Erbmasse von Lothar Kurzius (†81) an GSU HISTORY übergeben. „Es handelt sich um verschiedene Uniformmützen sowie seltene Abzeichen und Literatuwerke“, sagt Projektleiter Carsten Schanz.
Bereits im Mai und Anfang Juni gingen nahezu alle seiner britischen Exponate, darunter auch Abzeichen und Uniformteile der German Security Unit, an GSU HISTORY. Zudem wurde ein ehemaliger Angehöriger des 6941st Guard Battalion bedacht, in dem Kurzius ebenfalls lange diente. „Viele dieser Sammlungsstücke sind bereits jetzt im Museum »Alliierte in Berlin« am Teufelsberg zu bewundern. Das hätte Lothar sehr gefreut“, so Schanz.
GSU HISTORY wird Exponate, die keinen direkten Bezug zum Projekt aufweisen, ebenfalls an das Museum übergeben.
Lothar Kurzius, der Anfang Aprilstarb, war einer der bekanntesten Militaria-Sammler Berlins und gehörte seit Gründung des Zeitzeugenprojekts zu dessen größten Unterstützer.

Er trennte Ost und West, war ein legales Schlupfloch durch die Berliner Mauer und letztlich war er Übergang vom US-amerikanischen in den sowjetischen Sektor Berlins: Der alliierte Checkpoint Charlie. Vor 35 Jahren wurde er mit einem feierlichen Akt geschlossen.
Ganze Generationen sind mit dem Begriff „Checkpoint Charlie“ aufgewachsen, und viele wussten gar nicht, dass die Bezeichnung einfach nur eine simple, aber nach der militärischen Wertung vorgegebene Reihung des NATO-Alphabets war.
Als erster wurde tatsächlich im Juli 1945 in der britischen Zone Deutschlands der Checkpoint Alpha in Helmstedt eingerichtet. Er war der wichtigste alliierte Übergang in und durch den sowjetischen Bereich und bildete mit dem 1969 errichteten Checkpoint Bravo in Berlin-Nikalassee die mit 167 Kilometern kürzeste Verbindung zwischen West-Deutschland und West-Berlin. Der ursprüngliche Kontrollpunkt „Bravo“ befand sich zuvor an einer Autobahnbrücke am Rande des Teltowkanals.
Aus dieser alphabetischen Reihung entstand Mitte August 1961 schließlich der Checkpoint Charlie. Er wurde von den West-Alliierten als direkte Reaktion auf den Bau der Berliner Mauer errichtet und durch Militärpolizisten der West-Alliierten besetzt. Zusätzlich waren West-Berliner Polizei- und Zollbeamte eingesetzt. Er verband den Ost-Bezirk Mitte mit dem West-Bezirk Kreuzberg und diente zunächst vornehmlich zum ungehinderten Überschreiten der Sektorengrenze durch alliiertes Militärpersonal. Darüber hinaus war es – auf westlicher Seite – auch allen anderen Nutzern erlaubt, den Kontrollpunkt zu passieren. Das west-alliierte Militärpersonal wurde vor dem Passieren eingehend belehrt und auch registriert.
Die DDR-Behörden gewährten den Alliierten den zunächst ungehinderten Zutritt in den sowjetischen Sektor, gleiches galt für Diplomaten – darunter DDR-Funktionäre und die Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR.
Traurige Berühmtheit erlangte der Checkpoint Charlie am 27. Oktober 1961 durch die sich gegenüberstehenden sowjetischen und amerikanischen Panzer und den Umstand, dass die Kommandeure beider Seiten Befehle hatten, notfalls ihre Waffen einzusetzen. Ein Weltkrieg hätte entfacht werden. Es handelte sich um eine Reaktion auf den Versuch des damaligen DDR-Regimes, die Rechte der westlichen Alliierten durch massive Kontrollmaßnahmen einzuschränken. Die Vereinigten Staaten, in deren Sektor der Kontrollpunkt lag, erkannten die drohende Krise um die geteilte Stadt und lösten am 1. November 1961 die Operation »Stair Step« aus, woraufhin u.a. mehr als zweihundert amerikanische Kampfflugzeuge an europäische Stützpunkte verlegt wurden. Schließlich knickte der Kreml ein und ließ seine Panzer abziehen.
Der Versuch, die Alliiertenrechte für die USA, Großbritannien und Frankreich durch unzulässige Passkontrollen zu behindern, war auch eine Folge des Berlin-Besuches von US-Präsident John F. Kennedy im Juni 1961. Für die Visite wurde eine provisorische Plattform errichtet, von der aus Kennedy und Bundeskanzler Konrad Adenauer auf den Todesstreifen und die dortigen Schutzmaßnahmen blicken konnten. Aus Sicht von Sowjetunion und DDR eine Provokation.
Der Checkpoint Charlie erlangte auch durch mehrere Fluchtversuche einen traurigen Ruhm. Unweit des Kontrollpunktes starb im August 1962 Peter Fechter.
Der Ost-Berliner Bereitschaftspolizist Burkhard Niering nahm 1974 einen Angehörigen des DDR-Passkontrolldienstes als Geisel und bahnte sich den Weg Richtung Freiheit, wurde aber ebenfalls durch Kontrollkräfte der DDR erschossen. Nierings Mutter zeigte 1991 das ehemalige DDR-Staatsoberhaupt Erich Honecker und den früheren Chef des Staatssicherheitsdienstes Erich Mielke wegen Mordes an, jedoch wurden beide Verfahren sechs Jahre später eingestellt.
Vor 35 Jahren, am 22. Juni 1990, wurde der berühmteste Kontrollpunkt der Welt aufgelöst.
An jenem Tag wurden die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zwischen den USA, der Sowjetunion, Großbritannien, der Bundesrepublik und der DDR im Ost-Berliner Schloss Schönhausen fortgeführt – also kein unbedachtes oder zufälliges Datum.
In Anwesenheit der Außenminister, der Botschafter, der alliierten Stadtkommandanten und der Bürgermeister beider Stadthälften wurde das berühmte Kontrollhäuschen mit einem Kran abgebaut. Zunächst „verabschiedete“ man es nochmals am Platz der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof, letztlich wanderte es in das AlliiertenMuseum an der Clayallee, wo es noch heute zu bewundern ist.
Während des Festaktes beschrieb der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (Foto) seine Gedanken zum Checkpoint Charlie mit den Worten: „Das ist der Ort, mit dem sich über Jahrzehnte Verzweiflung und Hoffnung, menschliches Leid und Tragödien verbunden haben“.
Wenig später trat der französische Stadtkommandant François Cann, der damals turnusgemäß den Vorsitz der Alliierten Kommandantur innehatte, ans Rednerpult und ordnete den noch am Kontrollpunkt stehenden alliierten Soldaten das Ende der Wache an: „Dismiss your detachment!“. Checkpoint Charlie war Geschichte.
Am 30. Juni 1990 wurde auch der Checkpoint Alpha und am 1. Oktober 1990 letztlich der Checkpoint Bravo geschlossen.
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Foto: v.l.n.r.: US-Außenminister James Baker, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (am Pult), Stadtkommandant François Cann (Frankreich), Stadtkommandant Robert Corbett(Großbritannien) und der französische Außenminister Roland Dumas.

Heute wäre der im April verstorbene Lothar Kurzius, ehemaliger Angehöriger des 6941st Guard Battalion, 82 Jahre alt geworden.
Grund genug, dessen Grab aufzusuchen und ihn mit dem Ablegen von Blumen erneut zu ehren. Im Nachgang überreichte die Familie Kurzius nochmals zahlreiche Exponate, darunter Schirmmützen, ein Buchverzeichnis über alle Badges der britischen Streitkräfte und ein Konvolut britischer Offiziersrangabzeichen. „Vom Second Lieutenant bis zum Field Marshal ist alles dabei – selbst die entsprechenden Knöpfe und Kragenspiegel“, freut sich Projektleiter Carsten Schanz.
Kurzius, der das Projekt GSU HISTORY seit dessen Gründung intensiv unterstützte, war einer der bekanntesten Hobby-Militaria-Sammler in Berlin. Der genaue Umfang seiner Sammlung wurde umfänglich jedoch nie erfasst.
Erst Mitte Mai wurde ein großzügiger Fundus britischer und US-amerikanischer Sammlungsstücke an GSU HISTORY sowie einen früheren Angehörigen des Guard Battalion übergeben.

Heute wäre der ehemalige Staff Superintendent 95 Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf sein Wirken finden Sie hier.