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Patenschaft: Grabpflege in Westend

GSU History • 25. März 2022

Im vergangenen Jahr wurde die stille Patenschaft zwischen dem Zeitzeugen-Projekt GSU HISTORY und der Commonwealth War Graves Commission (CWGC) für zwei Soldatengräber besiegelt – und heute abermals umgesetzt:

Auf dem Gelände des britischen Militärfriedhofs in Berlin-Westend wurden aus diesem Anlass Blumen auf den Gräbern von Albert Vickers und Oldřich Bláha abgelegt. »Auftrag und Freundschaftsdienst zugleich«lautet das Motto, denn ein Bezug zur einstigen German Security Unit besteht nur indirekt.

Bei Oldřich Dennis Bláha, dessen Grab aufgrund der engen Verbundenheit mit der Tschechischen Atlantischen Kommission bei der NATO gepflegt wird, handelte es sich um einen Soldaten tschechischer Herkunft, dessen Vater mit einer gebürtigen Engländerin verheiratet war. Im März 1922 wurde der spätere Soldat in Olomouc geboren. Nachdem Bláhas Eltern 1938 beschlossen, zunächst nach Frankreich zu ziehen, ließen sie sich ein Jahr später in London nieder und bezogen eine kleine Wohnung in der Tooting Road.

Phoebe Lucy Bláha, die aus politischen Gründen die britische Staatsangehörigkeit ablegen musste, war als Empfangsdame tätig und erhielt im Juli 1939 ihren britischen Pass zurück.

Kurze Zeit später trat Bláha, der somit ebenfalls Brite wurde, in die Royal Air Force ein. Er diente im Mannschaftsrang, später als Unteroffizier, in der Royal Air Force Volunteer Reserve und gehörte zum 44 Squadron, das im damaligen Rhodesien und in Teilen auf dem englischen Luftwaffen-Stützpunkt Dunholme Lodge stationiert war.

Sergeant Bláha war 1940 Teilnehmer der legendären Luftschlacht um England und wurde wegen seiner Leistungen drei Jahre später, am 2. September 1943, mit der Distinguished Flying Medal (DFM) ausgezeichnet.

Am Abend des 2. Januar 1944 befand er sich als Besatzungsmitglied eines Bombers des Typs Avro Lancaster I mit seinen Kameraden im Kampfeinsatz im Luftraum über Berlin. Historische Unterlagen belegen, dass sich die Maschine in westlicher Richtung bei Luckenwalde befand und gegen 23:50 Uhr explodierte.

Etwa einen Kilometer vom brandenburgischen Dorf Lynow entfernt wurden im Nachgang zahlreiche Leichen- und Wrackteile durch den Bürgermeister aufgefunden. Niemand der Besatzungsmitglieder hatte die Explosion und den Absturz überlebt.

Die örtlich zuständige Polizeidienststelle in Jüterbog übernahm zunächst die Ermittlungen, bis schließlich ein Team der Luftwaffe eintraf. Der zuständige Offizier ordnete dem Bürgermeister die Beisetzung der Soldaten an, die am 3. Januar 1944 in Lynow erfolgte.

Oldřich Dennis Bláha starb mit nur 21 Jahren und hinterließ seine Eltern. Im Nachgang wurde der Sergeant aufgrund seiner Verdienste posthum zum Flying Officer befördert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Listen der im Kampfgebiet notdürftig beigesetzten britischen Soldaten erstellt. 1947 wurde auch Bláha erfasst und einige Jahre später auf den britischen Soldatenfriedhof in Berlin-Westend umgebettet.

Am heutigen 25. März wäre Blaha 100 Jahre alt geworden.


Auch Albert Vickers wurde geehrt, der gestern vor 78 Jahren im Berliner Luftraum abgeschossen wurde.

Die Patenschaft des Grabes geht auf eine persönliche Bitte von Maurice Kent (88) zurück, der von 1980 bis 1985 als British Supervisory Element (BSE) bei der damaligen German Security Unit eingesetzt war.

Bei den Angehörigen des 1944 gefallenen Albert Vickers handelte es sich um enge Freunde der Familie Kent. Nachdem 2019 die letzten Verwandten von Vickers verstorben sind, gibt es niemanden mehr, der bei einem Berlin-Besuch das Grab aufsuchen würde. Daraufhin trat Kent an GSU HISTORY heran.

Sergeant Albert Vickers diente im 514 Squadron RAF, das am 1. September 1943 innerhalb der Royal Air Force Volunteer Reserve aufgestellt wurde und war einer der ersten Flieger, die auf dem legendären Bomber des Typs Avro Lancaster II LL 625 dienten. Die Lancaster-Modelle wurden erst ab Ende 1942 durch die britische Luftwaffe eingesetzt, die durch fünf Hersteller, darunter Avro und Vickers-Armstrong produziert wurden. Bei der Namensgleichheit handelt es sich um einen Zufall.

Gemeinsam mit seinen Kameraden Philip Bennett, Jack Knights, John Laing, Charles Salt und Gerald Scott befand sich Vickers am 24. März 1944 mit seiner Lancaster als Navigator in der Luft. Sie starteten den Einsatz gegen 18:30 Uhr im bei Cambridge liegenden Waterbeach und gerieten in Deutschland unter Beschuss.

Etwa 12 Kilometer von Dessau entfernt, stürzte die Maschine am Abend ab. Sergeant Vickers starb mit seinen Kameraden. Er wurde nur 22 Jahre alt und hinterließ neben seinen Eltern auch seine Ehefrau Dorothy.

Der Gang über den Militärfriedhof schmerzt aus aktuellem Anlass besonders.


» Krieg ist ein Ort, an dem sich junge Menschen, die sich nicht kennen und nicht hassen, gegenseitig töten, durch die Entscheidung alter Menschen, die sich kennen und hassen, aber sich nicht gegenseitig töten.«

(Erich Hartmann)

von GSU History 16. November 2025
Ein fast unbekanntes, aber wichtiges Datum: Heute vor 75 Jahren, am 16. November 1950, zogen die ersten Guards des damaligen Watchmen´s Service der German Service Organisation Berlin in die Smuts Barracks im Ortsteil Berlin-Wilhelmstadt ein. Warum genau an diesem Donnerstag, ist bis heute noch ein Rätsel. Militärhistoriker gehen davon aus, dass es sich bei dem Datum um den frühesten Zeitpunkt des Abschlusses der Sicherheitsüberprüfung der Auserlesenen gehandelt haben könnte. Fest steht nämlich, dass die Einheit, aus der 1982 die German Security Unit (GSU) hervorging, offiziell zum 1. September 1950 durch britische Dienststellen als Teil des 1. Korps der Rheinarmee für aufgestellt erklärt wurde, die nunmehr vertrauenswürdige ehemalige Wehrmachtsoffiziere für künftige Führungsaufgaben suchten. Somit lagen zwischen dem Gründungstag und dem 16. November exakt nur 76 Tage. Diese wurden auf britischer Seite zur Bewältigung organisatorischer Aufgaben genutzt, ehe die ersten Deutschen ihre neue Kaserne betraten. Bei den Männern der ersten Stunde handelte es sich um künftige Führungskräfte. Von ihnen sind bislang namentlich nur zwei bekannt: Johannes Gohl , Ex-Major und Regimentskommandeur des Heeres und sein Kriegskamerad Hauptmann a.D. Werner Heise, der später die GSO in Richtung Bundeswehr verließ und noch bis zum Oberst aufstieg. Gohl übernahm als Chief Superintendent die Führung der 1. Kompanie und auch die Stelle des stellvertretenden Einheitsführers, ehe er 1952 als Staff Superintendent selbst Chef der Truppe wurde. In den ersten Jahren bestand der Watchmen´s Service noch aus zwei Kompanien mit jeweils vier Zügen. Insgesamt waren zu jener Zeit etwa 25 Offiziere zeitgleich bei der Einheit tätig. Am 1. Dezember 1950 nahm die Einheit ihren Dienstbetrieb auf, womit die ersten Rekruten in die Kasernen zogen, die schließlich Mitte Februar ausgebildet die damaligen Wachobjekte übernahmen.
von GSU History 14. November 2025
Er war nicht nur der einzige Ex-Guard, der bis zum Schluss mit seinem alten Dienstgrad angesprochen wurde. Er war außerdem der vermutlich einzige Offizier, den man gleichermaßen mit Achtung und Respekt begegnete. Jedes Mal, wenn er auftauchte, wurde er insgeheim wie ein Pop-Star gefeiert: Heinz Radtke. Morgen wäre der ehemalige Chief Superintendent 100 Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf sein Leben finden Sie hier ...
von GSU History 31. Oktober 2025
Er ist einer der ältesten lebenden Zeitzeugen der ehemaligen German Security Unit (GSU): Rudolf Spangenberg, der sich nur als Wachpolizist einen Namen machte. 1971 trat Spangenberg in die GSU ein, die damals noch den Namen German Service Unit führte. Seine ruhige und besonnene Art führte dazu, dass er schnell Stammwachen erhielt, in deren Bereich ihm niemand etwas vormachen konnte. Als er mit Demobilisierung der Einheit im September 1994 in den Ruhestand trat, blickte er auf eine spannende Zeit bei den Briten zurück. "Ich durchlief alle Sektionen, kannte fast alle Kameraden mit Namen", sagte er einst. Besonders angetan hatte es ihm die lange Zeit in der 4. Sektion und auch der gute und fast freundschaftliche Kontakt zu Chief Superintendent Heinz Radtke . "Wir verstanden uns wirklich gut. Ich habe ihm übrigens mal ein Wohnmobil abgekauft", erinnert sich Spangenberg an den vor zwei Jahren verstorbenen Offizier. Der Senior Security Guard hatte aber auch andere Leidenschaften. Er war nicht nur in einer Nebentätigkeit erfolgreicher Weinhändler, sondern auch politisch aktiv. Zunächst als Mitglied der Grauen Wölfe und später als SPD-Kommunalpolitiker. Viele Jahre saß er in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf und kandidierte im September 2011 für das Berliner Abgeordnetenhaus auf einem sicheren Listenplatz. "Tatsächlich wollte dann eine junge und erfolgreiche Genossin mit mir tauschen, um die Frauenquote umzusetzen. Ich ging darauf ein, mit dem dem Ergebnis, dass sie in das Parlament einzog, während mein neuer Listenplatz nicht mehr zog. Das war echt ärgerlich", sagt Spangenberg. Im Un-Ruhestand ließ er später die Politik hinter sich und engagierte sich noch in einem sozialen Verein und kümmerte sich um Obdachlose. "Besonders bitter war es für mich, bei dieser Arbeit auf einen ehemaligen Unteroffizier der GSU zu stoßen, der auf der Straße lebte. Es machte mich fassungslos. Ich reichte ihm meine Karte und bot Hilfe an. Er hat sich aber nicht gemeldet", sagt Spangenberg tarurig. Seinen 90. Geburtstag feiert der Ex-Guard, der meistens nur schlicht "Rudi" genannt wird, im Kreise seiner Familie in seinem Haus in Charlottenbeúrg. Inzwischen ist er allerdings gesundheitlich schwer angeschlagen, was ihm aber die Freude auf Kaffe und Kuchen nicht nehmen wird.
von GSU History 1. September 2025
Der Monat September hat für die meisten ehemaligen Angehörigen der einstigen German Security Unit (GSU) noch bis heute große Symbolkraft, denn am 30. September 1994 endete deren Aufstellungszeit. Unzählige Guards wurden entlassen und schritten einer ungewissen Zukunft entgegen. Nur wenigen ist bekannt, dass der 1. September wiederum für den Start der Einheit steht, denn im Jahr 1950 wurde der damalige Watchmens Service der German Service Organisation formal aufgestellt – zumindest auf dem Papier. Somit gilt genau dieses Datum als „Geburtstag“ der Einheit. Die Errichtung des Watchmens Sevice erfolgte noch unter Befehlsgewalt und Aufsicht des 1. Korps der Rheinarmee. Doch rechtlich war dieser Schritt angreifbar, denn Großbritanniens Berlin-Brigade war bis in die 1980er Jahre formal kein Teil der British Army of the Rhine (BAOR), also der Rheinarmee. Und es ging stetig weiter: Mit der Neustrukturierung der German Civil Labour Organisation (GCLO) im Oktober 1950 wurden in der gesamten Britischen Zone Westdeutschlands mehrere Wachtmen-Einheiten beim Heer und bei der Royal Air Force aufgestellt. Diese unterstanden dem Hauptquartier der Rheinarmee im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen, das von Lieutenant General Charles Keightley befehligt wurde. Das 1. Korps der Rheinarmee wiederum übte die Fachaufsicht über die Berlin-Brigade aus, die allerdings wegen alliierten Rechts organisatorisch unabhängig agierte. Dennoch: auch in Berlin sollte eine Wacheinheit errichtet werden. Geschichtlich war das 1. Korps ohnehin etwas Besonderes: Als Großverband der Britischen Streitkräfte gehörte es mit einem elementaren Teil zur Northern Army Group (NORTHAG), einem Zusammenschluss mehrerer westeuropäischer Heeresverbände. Allerdings bildete auch hier die etwa 3.000-Mann-starke Berlin-Brigade eine Ausnahme, die ebenfalls aus rechtlichen Gründen nicht zur NORTHAG gehören durfte. 1950 hatte man in Bad Oeynhausen schlichtweg alle künftigen Einheiten des Watchmens-Service mit einem Organisationsplan zentral errichtet – auch den in Berlin. Daraus resultierte der Umstand, dass die spätere German Security Unit für wenige Wochen formal zur Rheinarmee gehörte, zu der aber die eigene Brigade nicht zählte. Am 25. September 1950, einem Montag, überreichte der Stabschef des 1. Korps der Rheinarmee, Major-General Sean Burford, dem Berliner Brigadekommandeur, Brigadier David Morgan , der erst wenigen Monate zuvor das Kommando übernommen hatte, die Bestallung über die Aufstellung der Einheit. Dies geschah damals in Form einer Diplomatischen Note. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden im London-Block des Hauptquartiers der Berlin-Brigade weitere Formalien, insbesondere die Namensgebung, die Stärke, die Unterbringung und letztlich das Unterstellungsverhältnis festgeschrieben. Nach Ausarbeitung der Absprachen zwischen den Hauptquartieren in Bad Oeynhausen und Berlin, erfolgte am 18. Oktober 1950 die Umsetzung des von Burford ausgegebenen rückwirkenden Befehl „Formation of Units - BAOR/42017/A(Org 1)“ zur Aufstellung des Watchmens-Service in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Einheit noch zur German Civil Labour Organisation (GCLO) , die nur wenige Tage später, am 21. Oktober, in die neu errichtete German Service Organisation (GSO) übergeleitet wurde. Sämtliche Vorplanungen waren deshalb bereits auf den neuen Namen und eine neue Struktur der Zivilbeschäftigten-Organisation ausgerichtet. Der Verlauf der nachfolgenden Wochen liegt noch im Unerforschten. Fest steht, dass die ersten Männer des Aufbaustabes des Berliner Watchmens-Service ihren Dienst am 16. November 1950 in der damaligen Smuts Barracks aufnahmen. Unter den ehemaligen Wehrmachtsoffizieren befanden sich auch der spätere Einheitsführer Johannes Gohl sowie sein einstiger Kriegskamerad Werner Heise. Die ersten Einstellungen und Ausbildungslehrgänge der neuen Guards wurden zum Tag der Indienststellung am 1. Dezember 1950 vorgenommen. Die Ausbildungen selbst wurden zu jener Zeit noch durch britische Soldaten gewährleistet. Organisatorisch wurde der Watchmens-Service zunächst keinem Regiment zugewiesen, sondern der Verwaltungsstabsstelle British Garrison Admin Unit (BGAU) unterstellt. Deren jeweiliger Leiter, grundsätzlich ein Offizier im Range eines Majors, fungierte somit als Commanding Officer. Auch wenn es oft falsch dargestellt wird: Erst 1982 erhielt die GSU mit der Eingliederung in die Royal Military Police eine feste Regimentsstruktur. Mitte Januar 1951 übernahmen die ersten Guards der in zwei Kompanien aufgestellten Einheit, unter ihnen der spätere Staff Superintendent Wolfgang Schiller, die damaligen Schutzobjekte, darunter vor allem mehrere Kohlelager. Aus heutiger Sicht zählt der 1. September 1950 als Aufstellungstag der späteren German Security Unit und auch der 25. September zu den bedeutendsten Tagen in der Historie der Einheit. Weitere Ausführungen fließen in den künftigen Reiter „1950er Jahre“ ein, der zurzeit erstellt wird. Die Guards der ersten Stunde sind inzwischen alle verstorben. Der letzte große Zeitzeuge war der spätere Chief Superintendent Heinz Radtke , der GSU HISTORY wesentlich unterstützte und Material zur Verfügung stellte. Radtke war ab 1952 Angehöriger der GSU. Er starb im April 2023 .
von GSU History 3. August 2025
Inzwischen ist er weitaus mehr als nur der „Sohn des alten Staffs“: Hans-Joachim Gohl, der noch einzige lebende direkte Nachkomme von Staff Superintendent Johannes Gohl (1908-1982), der den damaligen Watchmen Service der German Service Organisation (GSO) von 1952 bis 1968 führte. Er ist mittlerweile ein Freund geworden und vor allem ein großer Zeitzeuge. Heute feiert der „Junior“ seinen 85. Geburtstag. „Ohne ihn wäre der gesamte Lebensweg von Johannes Gohl nicht erhalten geblieben“, sagt Projektleiter Carsten Schanz. Zudem sind dessen Kindheitserinnerungen eng mit der Geschichte der einstigen German Security Unit verbunden. Gohl tobte als Kind auf dem alten Kasernengelände herum, war als junger Mann fest im GSO-Club und den Wassersport integriert und übernachtete als Polizeibeamter in der Kaserne, als ihn Ermittlungen nach Berlin führten. Inzwischen hat Hans-Joachim Gohl zahlreiche Andenken und Erbsachen seines Vaters an das Projekt GSU History übergeben. Zudem hält sich der rüstige Pensionär, der mittlerweile viele Jahre in Niedersachsen lebt, noch immer regelmäßig in Berlin auf und kehrt somit an seine alten Wirkungsstätten zurück. Die ihm zu verdankende Lebensgeschichte von Ex-GSO-Chef Johannes Gohl finden Sie hier .
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