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Das Ende von Checkpoint Charlie

  • von GSU History
  • 21 Juni, 2025

Kontrollpunkt wurde vor 35 Jahren geschlossen

Er trennte Ost und West, war ein legales Schlupfloch durch die Berliner Mauer und letztlich war er Übergang vom US-amerikanischen in den sowjetischen Sektor Berlins: Der alliierte Checkpoint Charlie. Vor 35 Jahren wurde er mit einem feierlichen Akt geschlossen.

Ganze Generationen sind mit dem Begriff „Checkpoint Charlie“ aufgewachsen, und viele wussten gar nicht, dass die Bezeichnung einfach nur eine simple, aber nach der militärischen Wertung vorgegebene Reihung des NATO-Alphabets war.

Als erster wurde tatsächlich im Juli 1945 in der britischen Zone Deutschlands der Checkpoint Alpha in Helmstedt eingerichtet. Er war der wichtigste alliierte Übergang in und durch den sowjetischen Bereich und bildete mit dem 1969 errichteten Checkpoint Bravo in Berlin-Nikalassee die mit 167 Kilometern kürzeste Verbindung zwischen West-Deutschland und West-Berlin. Der ursprüngliche Kontrollpunkt „Bravo“ befand sich zuvor an einer Autobahnbrücke am Rande des Teltowkanals.

Aus dieser alphabetischen Reihung entstand Mitte August 1961 schließlich der Checkpoint Charlie. Er wurde von den West-Alliierten als direkte Reaktion auf den Bau der Berliner Mauer errichtet und durch Militärpolizisten der West-Alliierten besetzt. Zusätzlich waren West-Berliner Polizei- und Zollbeamte eingesetzt. Er verband den Ost-Bezirk Mitte mit dem West-Bezirk Kreuzberg und diente zunächst vornehmlich zum ungehinderten Überschreiten der Sektorengrenze durch alliiertes Militärpersonal. Darüber hinaus war es – auf westlicher Seite – auch allen anderen Nutzern erlaubt, den Kontrollpunkt zu passieren. Das west-alliierte Militärpersonal wurde vor dem Passieren eingehend belehrt und auch registriert.

Die DDR-Behörden gewährten den Alliierten den zunächst ungehinderten Zutritt in den sowjetischen Sektor, gleiches galt für Diplomaten – darunter DDR-Funktionäre und die Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR.

Traurige Berühmtheit erlangte der Checkpoint Charlie am 27. Oktober 1961 durch die sich gegenüberstehenden sowjetischen und amerikanischen Panzer und den Umstand, dass die Kommandeure beider Seiten Befehle hatten, notfalls ihre Waffen einzusetzen. Ein Weltkrieg hätte entfacht werden. Es handelte sich um eine Reaktion auf den Versuch des damaligen DDR-Regimes, die Rechte der westlichen Alliierten durch massive Kontrollmaßnahmen einzuschränken. Die Vereinigten Staaten, in deren Sektor der Kontrollpunkt lag, erkannten die drohende Krise um die geteilte Stadt und lösten am 1. November 1961 die Operation »Stair Step« aus, woraufhin u.a. mehr als zweihundert amerikanische Kampfflugzeuge an europäische Stützpunkte verlegt wurden. Schließlich knickte der Kreml ein und ließ seine Panzer abziehen.

Der Versuch, die Alliiertenrechte für die USA, Großbritannien und Frankreich durch unzulässige Passkontrollen zu behindern, war auch eine Folge des Berlin-Besuches von US-Präsident John F. Kennedy im Juni 1961. Für die Visite wurde eine provisorische Plattform errichtet, von der aus Kennedy und Bundeskanzler Konrad Adenauer auf den Todesstreifen und die dortigen Schutzmaßnahmen blicken konnten. Aus Sicht von Sowjetunion und DDR eine Provokation.

Der Checkpoint Charlie erlangte auch durch mehrere Fluchtversuche einen traurigen Ruhm. Unweit des Kontrollpunktes starb im August 1962 Peter Fechter.

Der Ost-Berliner Bereitschaftspolizist Burkhard Niering nahm 1974 einen Angehörigen des DDR-Passkontrolldienstes als Geisel und bahnte sich den Weg Richtung Freiheit, wurde aber ebenfalls durch Kontrollkräfte der DDR erschossen. Nierings Mutter zeigte 1991 das ehemalige DDR-Staatsoberhaupt Erich Honecker und den früheren Chef des Staatssicherheitsdienstes Erich Mielke wegen Mordes an, jedoch wurden beide Verfahren sechs Jahre später eingestellt.

Vor 35 Jahren, am 22. Juni 1990, wurde der berühmteste Kontrollpunkt der Welt aufgelöst.

An jenem Tag wurden die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zwischen den USA, der Sowjetunion, Großbritannien, der Bundesrepublik und der DDR im Ost-Berliner Schloss Schönhausen fortgeführt – also kein unbedachtes oder zufälliges Datum.

In Anwesenheit der Außenminister, der Botschafter, der alliierten Stadtkommandanten und der Bürgermeister beider Stadthälften wurde das berühmte Kontrollhäuschen mit einem Kran abgebaut. Zunächst „verabschiedete“ man es nochmals am Platz der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof, letztlich wanderte es in das AlliiertenMuseum an der Clayallee, wo es noch heute zu bewundern ist.

Während des Festaktes beschrieb der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (Foto) seine Gedanken zum Checkpoint Charlie mit den Worten: „Das ist der Ort, mit dem sich über Jahrzehnte Verzweiflung und Hoffnung, menschliches Leid und Tragödien verbunden haben“.

Wenig später trat der französische Stadtkommandant François Cann, der damals turnusgemäß den Vorsitz der Alliierten Kommandantur innehatte, ans Rednerpult und ordnete den noch am Kontrollpunkt stehenden alliierten Soldaten das Ende der Wache an: „Dismiss your detachment!“. Checkpoint Charlie war Geschichte.

Am 30. Juni 1990 wurde auch der Checkpoint Alpha und am 1. Oktober 1990 letztlich der Checkpoint Bravo geschlossen.

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Foto: v.l.n.r.: US-Außenminister James Baker, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (am Pult), Stadtkommandant François Cann (Frankreich), Stadtkommandant Robert Corbett (Großbritannien) und der französische Außenminister Roland Dumas.

 

von GSU History 8. Juni 2025

Heute wäre der im April verstorbene Lothar Kurzius, ehemaliger Angehöriger des 6941st Guard Battalion, 82 Jahre alt geworden.

Grund genug, dessen Grab aufzusuchen und ihn mit dem Ablegen von Blumen erneut zu ehren. Im Nachgang überreichte die Familie Kurzius nochmals zahlreiche Exponate, darunter Schirmmützen, ein Buchverzeichnis über alle Badges der britischen Streitkräfte und ein Konvolut britischer Offiziersrangabzeichen. „Vom Second Lieutenant bis zum Field Marshal ist alles dabei – selbst die entsprechenden Knöpfe und Kragenspiegel“, freut sich Projektleiter Carsten Schanz.

Kurzius, der das Projekt GSU HISTORY seit dessen Gründung intensiv unterstützte, war einer der bekanntesten Hobby-Militaria-Sammler in Berlin. Der genaue Umfang seiner Sammlung wurde umfänglich jedoch nie erfasst.

Erst Mitte Mai wurde ein großzügiger Fundus britischer und US-amerikanischer Sammlungsstücke an GSU HISTORY sowie einen früheren Angehörigen des Guard Battalion übergeben.

von GSU History 26. Mai 2025
Nicht unumstritten, aber die wahrscheinlich prägendste Person der einstigen German Security Unit: Wolfgang Schiller.
Heute wäre der ehemalige Staff Superintendent 95 Jahre alt geworden. Einen Rückblick auf sein Wirken finden Sie hier.
von GSU History 19. Mai 2025

Aus den Händen der Familie des verstorbenen Ex-Sergeants Lothar Kurzius erhielten gestern Carsten Schanz und ein Kamerad des früheren 6941st Guard Battalion einen Riesenfundus seiner militärischen Sammlung.

Dem Projekt GSU History wurde eine komplette Uniform, mehrere Uniformteile und GSU-Barette, vier Flaggen und vor allem unzählige Abzeichen zugesprochen. „Darunter viele GSU-Abzeichen und historische Insignien der einstigen Mixed Service Organisation und weitere der Rheinarmee. Sogar ein kompletter Satz der GSU-Leistungsabzeichen sowie Stoffapplikationen der früheren GSO-Mützen sind mit dabei“, freut sich Carsten Schanz. Seltenheit haben ebenfalls das GSU-Sturmfeuerzeug und eine der letzten Uniformmützen von Ex-Stadtkommandant Sir Robert Corbett, der Kurzius im Juli 2016 in seiner "Museumswohnung" besuchte.

„Alle Gegenstände, die keinen direkten Bezug zur geschichtlichen Aufarbeitung der ehemaligen German Security Unit haben, werden nunmehr einem Museum angeboten. Ich glaube, Lothar hätte sich wirklich gefreut“, so Schanz.

Kurzius war Angehöriger des 6941st Guard Battalion und begleitete das Projekt GSU History in seiner Gesamtheit alliierter Militärgeschichte in Berlin. Er starb im April im Alter von 81 Jahren.

von GSU History 16. Mai 2025

Er ist der einzige noch lebende britische Stadtkommandant und letztlich, neben dem Franzosen François Cann (92), auch einer der beiden noch lebenden Stadtkommandanten der West-Alliierten in Berlin überhaupt: Sir Robert Corbett, der heute seinen 85. Geburtstag feiert.

Corbett übernahm 1989 das Amt des Stadtkommandanten von seinem früheren Schulkameraden Patrick Brooking (†76) im Januar 1989 und amtierte bis zur deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Abschaffung des Amtes im Oktober 1990.

In seine Dienstzeit fiel somit auch der Fall der Berliner Mauer, der historische Höhepunkt seiner 35-jährigen Dienstzeit.

Trotz einer schweren Erkrankung, genießt der Zwei-Sterne-General seinen Ruhestand mit seiner Frau Susan in einem idyllischen Dorf in Süd-England. „Es ist ein Auf und Ab, doch ein Aufgeben gibt es nicht“, so Corbett.

Weitere Informationen über Robert Corbett finden Sie hier !

von GSU History 9. April 2025
Er war ein Urgestein des 6941st Guard Battalion, der amerikanischen Schwestereinheit der German Security Unit: Lothar Kurzius.

Ob in Prag oder Südböhmen, ob in Kiel oder im Archiv des AlliiertenMuseums: Fest an der Seite des Projektes GSU HISTORY vertrat er als Veteran des Guard Battalion mit großer Würde seine ehemalige Einheit bei offiziellen Anlässen im In- und Ausland. Ein Teil seiner Berliner Wohnung mauserte sich schon lange zu einem Museum mit unschätzbaren Sammlungen internationaler Militärgeschichte. Selbst der frühere britische Stadtkommandant Sir Robert Corbett war 2017 mit seiner Gattin Susan bei ihm zu Gast und bestaunte seine Ausstellung.

Nun ist Lothar Kurzius am 6. April im Alter von 81 Jahren gestorben. "Er hinterlässt in der Community eine unermessliche Lücke, und mir persönlich wird er als Freund und Berater fehlen", so Projektleiter Carsten Schanz.

Die Familie hat inzwischen ein elektronisches Kondolenzbucheingerichtet.
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