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Vor 80 Jahren: Lewis Lyne wird erster Stadtkommandant
GSU History • 5. Juli 2025

Er war ein erfahrener Offizier und Kommandeur und widmete sein ganzes Leben dem Militär: Lewis Lyne, der in den ersten Tagen nach Kriegsende die britischen Geschicke Berlins bestimmen sollte.
Anfang Juli 1945 trafen die West-Alliierten in Berlin ein und bezogen ihre Sektoren, die durch die Sowjetunion, die die deutsche Reichshauptstadt Tage zuvor als erstes eingenommen hatte, übergeben wurden. Eine durchweg politische Phase des beginnenden Kalten Krieges, an die sich auch Zeitzeuge William Shekleston
erinnerte.
Aufgrund alliierter Vereinbarungen wurden in Berlin Infanterieverbände und Panzereinheiten stationiert, darunter die 121. Infanteriebrigade sowie zwei Panzerregimenter der Briten, die ihr Hauptquartier am bisherigen Sitz des Oberkommandos der Wehrmacht am Fehrbelliner Platz bezogen. Das Gebäude, das von den Briten als Lancaster House bezeichnet wurde, diente später als Rathaus des Bezirks Wilmersdorf.
In den nächsten Tagen besetzten die West-Alliierten die wichtigsten Positionen. Am 5. Juli 1945 wurde der 45jährige Generalmajor Lewis Owen Lyne, meistens nur „Lou“ genannt, zum ersten Kommandanten des Britischen Sektors ernannt.
Seine ersten Verwendungen führten ihn u.a. nach Irland, Ägypten und China. 1938 schloss er seine Stabsoffiziersausbildung ab und war bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Kriegsministerium eingesetzt. Im Juli 1939 wurde er bereits zum Lieutenant Colonel befördert.
Sein erstes Kommando erhielt er 1940 als kommandierender Offizier des 9. Bataillons der Lancashire Fusiliers, das sich als erstes größtenteils aus Wehrpflichtigen zusammensetzte.
Weitere Kriegsverwendungen schlossen sich an. Lyne diente überwiegend in Übersee. Er war bereits 1942, als er zum Brigadier befördert wurde, einer der erfahrensten britischen Schlachtfeldkommandeure. Legendär bleibt hierbei 1943 ein 3200-Meilen-Marsch von Kirkuk in das tunesische Enfidaville, nachdem die 8. Armee zerschlagen wurde. Der Marsch erstreckte sich über mehr als vier Wochen und ging als der längste in der Geschichte der britischen Armee ein. Nach Eintreffen in Enfidaville hatte Lynes Brigade zudem noch Feindkontakt.
Im Anschluss wurde seine Einheit nach Libyen versetzt, um die Invasion Italiens vorzubereiten. Gemeinsam mit anderen Verbänden war es Lynes Aufgabe, die Gebirgspässe nach Neapel zu durchbrechen. Kurze Zeit nachdem Lynes Einheits abgezogen wurde, gelang die Eroberung Neapels. Lewis Lyne stand somit u.a. dem deutschen Major Johannes Gohl
gegenüber, dem späteren Einheitsführer der German Service Unit.
Lyne und seine Männer wurden im Anschluss an der Gustav-Linie bei Monte Camino eingesetzt, wo er im November 1943 bei einem Kampfeinsatz schwer verwundet wurde.
1944 wurde er zum Generalmajor befördert und ihm das Kommando über die 59. Infanterie Division übertragen. Unter dem Kommando von Bernard Montgomery war Lyne im Juni 1944 Teilnehmer der alliierten Invasion an der Normandie. Weitere Einsätze schlossen sich an, so beim Angriff auf Caen, bei der Schlacht um Odon und bei den Kämpfen in Orne.
Nachdem seine bisherige Division aufgelöst wurde, befehligte Lyne die 50. Infanteriedivision und ab November 1944 die 7. Panzerdivision, mit der er an der Operation Blackcock teilnahm. Im März 1945 überquerte Lyne mit seiner Division den Rhein. Er führte seine Einheit bis Bremen und Hamburg.
Bereits hoch dekoriert, wurde Lewis Lyne am 5. Juli 1945 zum ersten Kommandanten den Britischen Sektors in Berlin ernannt. Er führte am 21. Juli 1945 auch die Siegesparade durch Berlin (Foto) an.
Nach nur 56 Tagen ereilte ihn bereits der Ruf, Stabschef im Kriegsministerium zu werden. Nachfolger als Stadtkommandant wurde Eric Nares. Somit war Lyne nicht nur der erste britische Stadtkommandant, sondern auch jener mit der kürzesten Amtszeit aller alliierten Stadtkommandanten.
Nach seiner Zeit im Ministerium übernahm Lyne ein letztes Kommando in Ägypten. Nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, wurde er 1949 mit nur 49 Jahren in den Ruhestand versetzt.
Foto: Generalmajor Lewis Lyne (salutierend) bei der Siegesparade am 21. Juli 1945 in Berlin, © E. G. Malindine)

Ein fast unbekanntes, aber wichtiges Datum: Heute vor 75 Jahren, am 16. November 1950, zogen die ersten Guards des damaligen Watchmen´s Service der German Service Organisation Berlin in die Smuts Barracks im Ortsteil Berlin-Wilhelmstadt ein. Warum genau an diesem Donnerstag, ist bis heute noch ein Rätsel. Militärhistoriker gehen davon aus, dass es sich bei dem Datum um den frühesten Zeitpunkt des Abschlusses der Sicherheitsüberprüfung der Auserlesenen gehandelt haben könnte. Fest steht nämlich, dass die Einheit, aus der 1982 die German Security Unit (GSU) hervorging, offiziell zum 1. September 1950 durch britische Dienststellen als Teil des 1. Korps der Rheinarmee für aufgestellt erklärt wurde, die nunmehr vertrauenswürdige ehemalige Wehrmachtsoffiziere für künftige Führungsaufgaben suchten. Somit lagen zwischen dem Gründungstag und dem 16. November exakt nur 76 Tage. Diese wurden auf britischer Seite zur Bewältigung organisatorischer Aufgaben genutzt, ehe die ersten Deutschen ihre neue Kaserne betraten. Bei den Männern der ersten Stunde handelte es sich um künftige Führungskräfte. Von ihnen sind bislang namentlich nur zwei bekannt: Johannes Gohl , Ex-Major und Regimentskommandeur des Heeres und sein Kriegskamerad Hauptmann a.D. Werner Heise, der später die GSO in Richtung Bundeswehr verließ und noch bis zum Oberst aufstieg. Gohl übernahm als Chief Superintendent die Führung der 1. Kompanie und auch die Stelle des stellvertretenden Einheitsführers, ehe er 1952 als Staff Superintendent selbst Chef der Truppe wurde. In den ersten Jahren bestand der Watchmen´s Service noch aus zwei Kompanien mit jeweils vier Zügen. Insgesamt waren zu jener Zeit etwa 25 Offiziere zeitgleich bei der Einheit tätig. Am 1. Dezember 1950 nahm die Einheit ihren Dienstbetrieb auf, womit die ersten Rekruten in die Kasernen zogen, die schließlich Mitte Februar ausgebildet die damaligen Wachobjekte übernahmen.

Er war nicht nur der einzige Ex-Guard, der bis zum Schluss mit seinem alten Dienstgrad angesprochen wurde. Er war außerdem der vermutlich einzige Offizier, den man gleichermaßen mit Achtung und Respekt begegnete. Jedes Mal, wenn er auftauchte, wurde er insgeheim wie ein Pop-Star gefeiert: Heinz Radtke. Morgen wäre der ehemalige Chief Superintendent 100 Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf sein Leben finden Sie hier ...

Er ist einer der ältesten lebenden Zeitzeugen der ehemaligen German Security Unit (GSU): Rudolf Spangenberg, der sich nur als Wachpolizist einen Namen machte. 1971 trat Spangenberg in die GSU ein, die damals noch den Namen German Service Unit führte. Seine ruhige und besonnene Art führte dazu, dass er schnell Stammwachen erhielt, in deren Bereich ihm niemand etwas vormachen konnte. Als er mit Demobilisierung der Einheit im September 1994 in den Ruhestand trat, blickte er auf eine spannende Zeit bei den Briten zurück. "Ich durchlief alle Sektionen, kannte fast alle Kameraden mit Namen", sagte er einst. Besonders angetan hatte es ihm die lange Zeit in der 4. Sektion und auch der gute und fast freundschaftliche Kontakt zu Chief Superintendent Heinz Radtke . "Wir verstanden uns wirklich gut. Ich habe ihm übrigens mal ein Wohnmobil abgekauft", erinnert sich Spangenberg an den vor zwei Jahren verstorbenen Offizier. Der Senior Security Guard hatte aber auch andere Leidenschaften. Er war nicht nur in einer Nebentätigkeit erfolgreicher Weinhändler, sondern auch politisch aktiv. Zunächst als Mitglied der Grauen Wölfe und später als SPD-Kommunalpolitiker. Viele Jahre saß er in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf und kandidierte im September 2011 für das Berliner Abgeordnetenhaus auf einem sicheren Listenplatz. "Tatsächlich wollte dann eine junge und erfolgreiche Genossin mit mir tauschen, um die Frauenquote umzusetzen. Ich ging darauf ein, mit dem dem Ergebnis, dass sie in das Parlament einzog, während mein neuer Listenplatz nicht mehr zog. Das war echt ärgerlich", sagt Spangenberg. Im Un-Ruhestand ließ er später die Politik hinter sich und engagierte sich noch in einem sozialen Verein und kümmerte sich um Obdachlose. "Besonders bitter war es für mich, bei dieser Arbeit auf einen ehemaligen Unteroffizier der GSU zu stoßen, der auf der Straße lebte. Es machte mich fassungslos. Ich reichte ihm meine Karte und bot Hilfe an. Er hat sich aber nicht gemeldet", sagt Spangenberg tarurig. Seinen 90. Geburtstag feiert der Ex-Guard, der meistens nur schlicht "Rudi" genannt wird, im Kreise seiner Familie in seinem Haus in Charlottenbeúrg. Inzwischen ist er allerdings gesundheitlich schwer angeschlagen, was ihm aber die Freude auf Kaffe und Kuchen nicht nehmen wird.

Der Monat September hat für die meisten ehemaligen Angehörigen der einstigen German Security Unit (GSU) noch bis heute große Symbolkraft, denn am 30. September 1994 endete deren Aufstellungszeit. Unzählige Guards wurden entlassen und schritten einer ungewissen Zukunft entgegen. Nur wenigen ist bekannt, dass der 1. September wiederum für den Start der Einheit steht, denn im Jahr 1950 wurde der damalige Watchmens Service der German Service Organisation formal aufgestellt – zumindest auf dem Papier. Somit gilt genau dieses Datum als „Geburtstag“ der Einheit. Die Errichtung des Watchmens Sevice erfolgte noch unter Befehlsgewalt und Aufsicht des 1. Korps der Rheinarmee. Doch rechtlich war dieser Schritt angreifbar, denn Großbritanniens Berlin-Brigade war bis in die 1980er Jahre formal kein Teil der British Army of the Rhine (BAOR), also der Rheinarmee. Und es ging stetig weiter: Mit der Neustrukturierung der German Civil Labour Organisation (GCLO) im Oktober 1950 wurden in der gesamten Britischen Zone Westdeutschlands mehrere Wachtmen-Einheiten beim Heer und bei der Royal Air Force aufgestellt. Diese unterstanden dem Hauptquartier der Rheinarmee im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen, das von Lieutenant General Charles Keightley befehligt wurde. Das 1. Korps der Rheinarmee wiederum übte die Fachaufsicht über die Berlin-Brigade aus, die allerdings wegen alliierten Rechts organisatorisch unabhängig agierte. Dennoch: auch in Berlin sollte eine Wacheinheit errichtet werden. Geschichtlich war das 1. Korps ohnehin etwas Besonderes: Als Großverband der Britischen Streitkräfte gehörte es mit einem elementaren Teil zur Northern Army Group (NORTHAG), einem Zusammenschluss mehrerer westeuropäischer Heeresverbände. Allerdings bildete auch hier die etwa 3.000-Mann-starke Berlin-Brigade eine Ausnahme, die ebenfalls aus rechtlichen Gründen nicht zur NORTHAG gehören durfte. 1950 hatte man in Bad Oeynhausen schlichtweg alle künftigen Einheiten des Watchmens-Service mit einem Organisationsplan zentral errichtet – auch den in Berlin. Daraus resultierte der Umstand, dass die spätere German Security Unit für wenige Wochen formal zur Rheinarmee gehörte, zu der aber die eigene Brigade nicht zählte. Am 25. September 1950, einem Montag, überreichte der Stabschef des 1. Korps der Rheinarmee, Major-General Sean Burford, dem Berliner Brigadekommandeur, Brigadier David Morgan , der erst wenigen Monate zuvor das Kommando übernommen hatte, die Bestallung über die Aufstellung der Einheit. Dies geschah damals in Form einer Diplomatischen Note. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden im London-Block des Hauptquartiers der Berlin-Brigade weitere Formalien, insbesondere die Namensgebung, die Stärke, die Unterbringung und letztlich das Unterstellungsverhältnis festgeschrieben. Nach Ausarbeitung der Absprachen zwischen den Hauptquartieren in Bad Oeynhausen und Berlin, erfolgte am 18. Oktober 1950 die Umsetzung des von Burford ausgegebenen rückwirkenden Befehl „Formation of Units - BAOR/42017/A(Org 1)“ zur Aufstellung des Watchmens-Service in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Einheit noch zur German Civil Labour Organisation (GCLO) , die nur wenige Tage später, am 21. Oktober, in die neu errichtete German Service Organisation (GSO) übergeleitet wurde. Sämtliche Vorplanungen waren deshalb bereits auf den neuen Namen und eine neue Struktur der Zivilbeschäftigten-Organisation ausgerichtet. Der Verlauf der nachfolgenden Wochen liegt noch im Unerforschten. Fest steht, dass die ersten Männer des Aufbaustabes des Berliner Watchmens-Service ihren Dienst am 16. November 1950 in der damaligen Smuts Barracks aufnahmen. Unter den ehemaligen Wehrmachtsoffizieren befanden sich auch der spätere Einheitsführer Johannes Gohl sowie sein einstiger Kriegskamerad Werner Heise. Die ersten Einstellungen und Ausbildungslehrgänge der neuen Guards wurden zum Tag der Indienststellung am 1. Dezember 1950 vorgenommen. Die Ausbildungen selbst wurden zu jener Zeit noch durch britische Soldaten gewährleistet. Organisatorisch wurde der Watchmens-Service zunächst keinem Regiment zugewiesen, sondern der Verwaltungsstabsstelle British Garrison Admin Unit (BGAU) unterstellt. Deren jeweiliger Leiter, grundsätzlich ein Offizier im Range eines Majors, fungierte somit als Commanding Officer. Auch wenn es oft falsch dargestellt wird: Erst 1982 erhielt die GSU mit der Eingliederung in die Royal Military Police eine feste Regimentsstruktur. Mitte Januar 1951 übernahmen die ersten Guards der in zwei Kompanien aufgestellten Einheit, unter ihnen der spätere Staff Superintendent Wolfgang Schiller, die damaligen Schutzobjekte, darunter vor allem mehrere Kohlelager. Aus heutiger Sicht zählt der 1. September 1950 als Aufstellungstag der späteren German Security Unit und auch der 25. September zu den bedeutendsten Tagen in der Historie der Einheit. Weitere Ausführungen fließen in den künftigen Reiter „1950er Jahre“ ein, der zurzeit erstellt wird. Die Guards der ersten Stunde sind inzwischen alle verstorben. Der letzte große Zeitzeuge war der spätere Chief Superintendent Heinz Radtke , der GSU HISTORY wesentlich unterstützte und Material zur Verfügung stellte. Radtke war ab 1952 Angehöriger der GSU. Er starb im April 2023 .

Inzwischen ist er weitaus mehr als nur der „Sohn des alten Staffs“: Hans-Joachim Gohl, der noch einzige lebende direkte Nachkomme von Staff Superintendent Johannes Gohl (1908-1982), der den damaligen Watchmen Service der German Service Organisation (GSO) von 1952 bis 1968 führte. Er ist mittlerweile ein Freund geworden und vor allem ein großer Zeitzeuge. Heute feiert der „Junior“ seinen 85. Geburtstag. „Ohne ihn wäre der gesamte Lebensweg von Johannes Gohl nicht erhalten geblieben“, sagt Projektleiter Carsten Schanz. Zudem sind dessen Kindheitserinnerungen eng mit der Geschichte der einstigen German Security Unit verbunden. Gohl tobte als Kind auf dem alten Kasernengelände herum, war als junger Mann fest im GSO-Club und den Wassersport integriert und übernachtete als Polizeibeamter in der Kaserne, als ihn Ermittlungen nach Berlin führten. Inzwischen hat Hans-Joachim Gohl zahlreiche Andenken und Erbsachen seines Vaters an das Projekt GSU History übergeben. Zudem hält sich der rüstige Pensionär, der mittlerweile viele Jahre in Niedersachsen lebt, noch immer regelmäßig in Berlin auf und kehrt somit an seine alten Wirkungsstätten zurück. Die ihm zu verdankende Lebensgeschichte von Ex-GSO-Chef Johannes Gohl finden Sie hier .
