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Weitere Exponate aus Kurzius-Erbe übergeben

GSU History • 29. Juni 2025

Der Umfang seiner Militaria-Sammlung lässt sich kaum erahnen: Bereits zum dritten Mal wurden britische Exponate aus der Erbmasse von Lothar Kurzius (†81) an GSU HISTORY übergeben. „Es handelt sich um verschiedene Uniformmützen sowie seltene Abzeichen und Literatuwerke“, sagt Projektleiter Carsten Schanz.

Bereits im Mai und Anfang Juni gingen nahezu alle seiner britischen Exponate, darunter auch Abzeichen und Uniformteile der German Security Unit, an GSU HISTORY. Zudem wurde ein ehemaliger Angehöriger des 6941st Guard Battalion bedacht, in dem Kurzius ebenfalls lange diente. „Viele dieser Sammlungsstücke sind bereits jetzt im Museum »Alliierte in Berlin« am Teufelsberg zu bewundern. Das hätte Lothar sehr gefreut“, so Schanz.

GSU HISTORY wird Exponate, die keinen direkten Bezug zum Projekt aufweisen, ebenfalls an das Museum übergeben.

Lothar Kurzius, der Anfang Aprilstarb, war einer der bekanntesten Militaria-Sammler Berlins und gehörte seit Gründung des Zeitzeugenprojekts zu dessen größten Unterstützer.

von GSU History 5. Juli 2025
Er war ein erfahrener Offizier und Kommandeur und widmete sein ganzes Leben dem Militär: Lewis Lyne, der in den ersten Tagen nach Kriegsende die britischen Geschicke Berlins bestimmen sollte. Anfang Juli 1945 trafen die West-Alliierten in Berlin ein und bezogen ihre Sektoren, die durch die Sowjetunion, die die deutsche Reichshauptstadt Tage zuvor als erstes eingenommen hatte, übergeben wurden. Eine durchweg politische Phase des beginnenden Kalten Krieges, an die sich auch Zeitzeuge William Shekleston erinnerte. Aufgrund alliierter Vereinbarungen wurden in Berlin Infanterieverbände und Panzereinheiten stationiert, darunter die 121. Infanteriebrigade sowie zwei Panzerregimenter der Briten, die ihr Hauptquartier am bisherigen Sitz des Oberkommandos der Wehrmacht am Fehrbelliner Platz bezogen. Das Gebäude, das von den Briten als Lancaster House bezeichnet wurde, diente später als Rathaus des Bezirks Wilmersdorf. In den nächsten Tagen besetzten die West-Alliierten die wichtigsten Positionen. Am 5. Juli 1945 wurde der 45jährige Generalmajor Lewis Owen Lyne, meistens nur „Lou“ genannt, zum ersten Kommandanten des Britischen Sektors ernannt. Der in Wales geborene Lyne entstammte einer Soldatenfamilie. Ursprünglich meldete er sich inmitten des Ersten Weltkrieges freiwillig, doch als 19jähriger wurde er damals noch abgelehnt. Erst 1919 trat er den Lancashire Fusiliers bei, vollständig übernommen wurde der Second Lieutenant aber erst im Juli 1921. Seine ersten Verwendungen führten ihn u.a. nach Irland, Ägypten und China. 1938 schloss er seine Stabsoffiziersausbildung ab und war bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Kriegsministerium eingesetzt. Im Juli 1939 wurde er bereits zum Lieutenant Colonel befördert. Sein erstes Kommando erhielt er 1940 als kommandierender Offizier des 9. Bataillons der Lancashire Fusiliers, das sich als erstes größtenteils aus Wehrpflichtigen zusammensetzte. Weitere Kriegsverwendungen schlossen sich an. Lyne diente überwiegend in Übersee. Er war bereits 1942, als er zum Brigadier befördert wurde, einer der erfahrensten britischen Schlachtfeldkommandeure. Legendär bleibt hierbei 1943 ein 3200-Meilen-Marsch von Kirkuk in das tunesische Enfidaville, nachdem die 8. Armee zerschlagen wurde. Der Marsch erstreckte sich über mehr als vier Wochen und ging als der längste in der Geschichte der britischen Armee ein. Nach Eintreffen in Enfidaville hatte Lynes Brigade zudem noch Feindkontakt. Im Anschluss wurde seine Einheit nach Libyen versetzt, um die Invasion Italiens vorzubereiten. Gemeinsam mit anderen Verbänden war es Lynes Aufgabe, die Gebirgspässe nach Neapel zu durchbrechen. Kurze Zeit nachdem Lynes Einheits abgezogen wurde, gelang die Eroberung Neapels. Lewis Lyne stand somit u.a. dem deutschen Major Johannes Gohl gegenüber, dem späteren Einheitsführer der German Service Unit. Lyne und seine Männer wurden im Anschluss an der Gustav-Linie bei Monte Camino eingesetzt, wo er im November 1943 bei einem Kampfeinsatz schwer verwundet wurde. 1944 wurde er zum Generalmajor befördert und ihm das Kommando über die 59. Infanterie Division übertragen. Unter dem Kommando von Bernard Montgomery war Lyne im Juni 1944 Teilnehmer der alliierten Invasion an der Normandie. Weitere Einsätze schlossen sich an, so beim Angriff auf Caen, bei der Schlacht um Odon und bei den Kämpfen in Orne. Nachdem seine bisherige Division aufgelöst wurde, befehligte Lyne die 50. Infanteriedivision und ab November 1944 die 7. Panzerdivision, mit der er an der Operation Blackcock teilnahm. Im März 1945 überquerte Lyne mit seiner Division den Rhein. Er führte seine Einheit bis Bremen und Hamburg. Kurze Zeit später war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Bereits hoch dekoriert, wurde Lewis Lyne am 5. Juli 1945 zum ersten Kommandanten den Britischen Sektors in Berlin ernannt. Er führte am 21. Juli 1945 auch die Siegesparade durch Berlin (Foto) an. Nach nur 56 Tagen ereilte ihn bereits der Ruf, Stabschef im Kriegsministerium zu werden. Nachfolger als Stadtkommandant wurde Eric Nares. Somit war Lyne nicht nur der erste britische Stadtkommandant, sondern auch jener mit der kürzesten Amtszeit aller alliierten Stadtkommandanten. Nach seiner Zeit im Ministerium übernahm Lyne ein letztes Kommando in Ägypten. Nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, wurde er 1949 mit nur 49 Jahren in den Ruhestand versetzt. Lewis Lyne widmete sein ganzes Leben dem Militär. Er war nie verheiratet und hinterließ auch keine Kinder. Er starb 1970 im Alter von 71 Jahren im englischen Kersey. Foto: Generalmajor Lewis Lyne (salutierend) bei der Siegesparade am 21. Juli 1945 in Berlin, © E. G. Malindine)
von GSU History 21. Juni 2025
Er trennte Ost und West, war ein legales Schlupfloch durch die Berliner Mauer und letztlich war er Übergang vom US-amerikanischen in den sowjetischen Sektor Berlins: Der alliierte Checkpoint Charlie. Vor 35 Jahren wurde er mit einem feierlichen Akt geschlossen. Ganze Generationen sind mit dem Begriff „Checkpoint Charlie“ aufgewachsen, und viele wussten gar nicht, dass die Bezeichnung einfach nur eine simple, aber nach der militärischen Wertung vorgegebene Reihung des NATO-Alphabets war. Als erster wurde tatsächlich im Juli 1945 in der britischen Zone Deutschlands der Checkpoint Alpha in Helmstedt eingerichtet. Er war der wichtigste alliierte Übergang in und durch den sowjetischen Bereich und bildete mit dem 1969 errichteten Checkpoint Bravo in Berlin-Nikalassee die mit 167 Kilometern kürzeste Verbindung zwischen West-Deutschland und West-Berlin. Der ursprüngliche Kontrollpunkt „Bravo“ befand sich zuvor an einer Autobahnbrücke am Rande des Teltowkanals. Aus dieser alphabetischen Reihung entstand Mitte August 1961 schließlich der Checkpoint Charlie. Er wurde von den West-Alliierten als direkte Reaktion auf den Bau der Berliner Mauer errichtet und durch Militärpolizisten der West-Alliierten besetzt. Zusätzlich waren West-Berliner Polizei- und Zollbeamte eingesetzt. Er verband den Ost-Bezirk Mitte mit dem West-Bezirk Kreuzberg und diente zunächst vornehmlich zum ungehinderten Überschreiten der Sektorengrenze durch alliiertes Militärpersonal. Darüber hinaus war es – auf westlicher Seite – auch allen anderen Nutzern erlaubt, den Kontrollpunkt zu passieren. Das west-alliierte Militärpersonal wurde vor dem Passieren eingehend belehrt und auch registriert. Die DDR-Behörden gewährten den Alliierten den zunächst ungehinderten Zutritt in den sowjetischen Sektor, gleiches galt für Diplomaten – darunter DDR-Funktionäre und die Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR. Traurige Berühmtheit erlangte der Checkpoint Charlie am 27. Oktober 1961 durch die sich gegenüberstehenden sowjetischen und amerikanischen Panzer und den Umstand, dass die Kommandeure beider Seiten Befehle hatten, notfalls ihre Waffen einzusetzen. Ein Weltkrieg hätte entfacht werden. Es handelte sich um eine Reaktion auf den Versuch des damaligen DDR-Regimes, die Rechte der westlichen Alliierten durch massive Kontrollmaßnahmen einzuschränken. Die Vereinigten Staaten, in deren Sektor der Kontrollpunkt lag, erkannten die drohende Krise um die geteilte Stadt und lösten am 1. November 1961 die Operation »Stair Step« aus, woraufhin u.a. mehr als zweihundert amerikanische Kampfflugzeuge an europäische Stützpunkte verlegt wurden. Schließlich knickte der Kreml ein und ließ seine Panzer abziehen. Der Versuch, die Alliiertenrechte für die USA, Großbritannien und Frankreich durch unzulässige Passkontrollen zu behindern, war auch eine Folge des Berlin-Besuches von US-Präsident John F. Kennedy im Juni 1961. Für die Visite wurde eine provisorische Plattform errichtet, von der aus Kennedy und Bundeskanzler Konrad Adenauer auf den Todesstreifen und die dortigen Schutzmaßnahmen blicken konnten. Aus Sicht von Sowjetunion und DDR eine Provokation. Der Checkpoint Charlie erlangte auch durch mehrere Fluchtversuche einen traurigen Ruhm. Unweit des Kontrollpunktes starb im August 1962 Peter Fechter. Der Ost-Berliner Bereitschaftspolizist Burkhard Niering nahm 1974 einen Angehörigen des DDR-Passkontrolldienstes als Geisel und bahnte sich den Weg Richtung Freiheit, wurde aber ebenfalls durch Kontrollkräfte der DDR erschossen. Nierings Mutter zeigte 1991 das ehemalige DDR-Staatsoberhaupt Erich Honecker und den früheren Chef des Staatssicherheitsdienstes Erich Mielke wegen Mordes an, jedoch wurden beide Verfahren sechs Jahre später eingestellt. Vor 35 Jahren, am 22. Juni 1990, wurde der berühmteste Kontrollpunkt der Welt aufgelöst. An jenem Tag wurden die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zwischen den USA, der Sowjetunion, Großbritannien, der Bundesrepublik und der DDR im Ost-Berliner Schloss Schönhausen fortgeführt – also kein unbedachtes oder zufälliges Datum. In Anwesenheit der Außenminister, der Botschafter, der alliierten Stadtkommandanten und der Bürgermeister beider Stadthälften wurde das berühmte Kontrollhäuschen mit einem Kran abgebaut. Zunächst „verabschiedete“ man es nochmals am Platz der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof, letztlich wanderte es in das AlliiertenMuseum an der Clayallee, wo es noch heute zu bewundern ist. Während des Festaktes beschrieb der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (Foto) seine Gedanken zum Checkpoint Charlie mit den Worten: „Das ist der Ort, mit dem sich über Jahrzehnte Verzweiflung und Hoffnung, menschliches Leid und Tragödien verbunden haben“. Wenig später trat der französische Stadtkommandant François Cann, der damals turnusgemäß den Vorsitz der Alliierten Kommandantur innehatte, ans Rednerpult und ordnete den noch am Kontrollpunkt stehenden alliierten Soldaten das Ende der Wache an: „Dismiss your detachment!“. Checkpoint Charlie war Geschichte. Am 30. Juni 1990 wurde auch der Checkpoint Alpha und am 1. Oktober 1990 letztlich der Checkpoint Bravo geschlossen. -- Foto: v.l.n.r.: US-Außenminister James Baker, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (am Pult), Stadtkommandant François Cann (Frankreich), Stadtkommandant Robert Corbett (Großbritannien) und der französische Außenminister Roland Dumas.
von GSU History 8. Juni 2025
Heute wäre der im April verstorbene Lothar Kurzius, ehemaliger Angehöriger des 6941st Guard Battalion, 82 Jahre alt geworden. Grund genug, dessen Grab aufzusuchen und ihn mit dem Ablegen von Blumen erneut zu ehren. Im Nachgang überreichte die Familie Kurzius nochmals zahlreiche Exponate, darunter Schirmmützen, ein Buchverzeichnis über alle Badges der britischen Streitkräfte und ein Konvolut britischer Offiziersrangabzeichen. „Vom Second Lieutenant bis zum Field Marshal ist alles dabei – selbst die entsprechenden Knöpfe und Kragenspiegel“, freut sich Projektleiter Carsten Schanz. Kurzius, der das Projekt GSU HISTORY seit dessen Gründung intensiv unterstützte, war einer der bekanntesten Hobby-Militaria-Sammler in Berlin. Der genaue Umfang seiner Sammlung wurde umfänglich jedoch nie erfasst. Erst Mitte Mai wurde ein großzügiger Fundus britischer und US-amerikanischer Sammlungsstücke an GSU HISTORY sowie einen früheren Angehörigen des Guard Battalion übergeben.
von GSU History 26. Mai 2025
Nicht unumstritten, aber die wahrscheinlich prägendste Person der einstigen German Security Unit: Wolfgang Schiller. Heute wäre der ehemalige Staff Superintendent 95 Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf sein Wirken finden Sie hier .
von GSU History 19. Mai 2025
Aus den Händen der Familie des verstorbenen Ex-Sergeants Lothar Kurzius erhielten gestern Carsten Schanz und ein Kamerad des früheren 6941st Guard Battalion einen Riesenfundus seiner militärischen Sammlung. Dem Projekt GSU History wurde eine komplette Uniform, mehrere Uniformteile und GSU-Barette, vier Flaggen und vor allem unzählige Abzeichen zugesprochen. „Darunter viele GSU-Abzeichen und historische Insignien der einstigen Mixed Service Organisation und weitere der Rheinarmee. Sogar ein kompletter Satz der GSU-Leistungsabzeichen sowie Stoffapplikationen der früheren GSO-Mützen sind mit dabei“, freut sich Carsten Schanz. Seltenheit haben ebenfalls das GSU-Sturmfeuerzeug und eine der letzten Uniformmützen von Ex-Stadtkommandant Sir Robert Corbett, der Kurzius im Juli 2016 in seiner "Museumswohnung" besuchte. „Alle Gegenstände, die keinen direkten Bezug zur geschichtlichen Aufarbeitung der ehemaligen German Security Unit haben, werden nunmehr einem Museum angeboten. Ich glaube, Lothar hätte sich wirklich gefreut“, so Schanz. Kurzius war Angehöriger des 6941st Guard Battalion und begleitete das Projekt GSU History in seiner Gesamtheit alliierter Militärgeschichte in Berlin. Er starb im April im Alter von 81 Jahren.
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